10 hilfreiche Hinweise für barrierefreie Zugänglichkeit im Design für Alle
Anläßlich der Fachtagung „UNBLOCK DESIGN“ am 15. Mai 2025 in Hannover und den anstehenden Veränderungen bietet EDAD hier einige Informationen. Auf der Fachtagung spricht EDAD-Vorsitzender Mathias Knigge im Rahmen einer Paneldiskussion und das Kompetenznetzwerk EDAD zeigt in einer Ausstellung »10 hilfreiche Hinweise für barrierefreie Zugänglichkeit im Design für Alle«.
BFSG – Was ist das denn?
Öffentliche Stellen müssen schon seit Jahren die digitale Barrierefreiheit sicherstellen (BITV). Seit dem 28. Juni 2025 ist dies auch für Unternehmen verpflichtend und durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) geregelt.
Unternehmen müssen sicherstellen, dass sowohl digitale Produkte (Websites, Apps, Software) als auch physische Produkte und Dienstleistungen für Endverbraucher barrierefrei gestaltet sind.
Hierzu gehören z.B. verständliche Informationen, zugängliche Navigation und barrierefreie Oberflächenelemente, Tastur-Zugänglichkeit, alternative Texte, klare Sprache und Kompatibilität für assistive Technologien, die hier detailliert von der BITCOM aufgelistet wurden.
Der dafür maßgebliche Standard ist die EN 301 549 für die Barrierefreiheit von IKT-Produkten und -Diensten in der EU. Diese orientiert sich an den technischen Vorgaben der Webaccessibility Guidelines (WCAG 2.1, Level AA).
Was hat das mit Design für Alle zu tun?
Das Konzept Design für Alle setzt darauf, barrierefreie Zugänglichkeit nicht als defizitorientierte Speziallösung für wenige, sondern als attraktiven Mehrwert für alle umzusetzen. So können wir schnell wirksame Veränderungen anstoßen und diese gut gestaltet umsetzen.
Das Kompetenznetzwerk EDAD möchte dazu einladen schnell zu handeln und zeigen, an welchen Stellen durch gute Gestaltung barrierefreie Zugänglichkeit mit attraktivem Design verbunden werden kann.
10 wichtige Schritte und Tipps für mehr digitale Barrierefreiheit
-
1. Barrierefreiheit im Design für Alle denken!
Attraktiv, komfortabel, leicht nutzbar – Lösungen im »Design für Alle« sind mehr als nur barrierefrei. Sie funktionieren gut für viele Menschen – ohne zu stigmatisieren!
Mit diesem Konzept können mehr Menschen erreicht werden und aufwändige Speziallösungen für wenige lassen sich vermeiden. Das gilt für Architektur, Produkte und digitale Angebote gleichermaßen.
-
2. Den Bestand überprüfen und eine Strategie entwickeln!
Es empfiehlt sich, im ersten Schritt einen Quickcheck durch einen Dienstleister durchzuführen, um sich ein Bild von der Zugänglichkeit zu machen. Erste Baustellen und der Umfang werden so identifiziert und es lässt sich ein Fahrplan abstimmen. So lassen sich Mehraufwände und Verzögerungen vermeiden.
-
3. Gute Agenturen finden und einbinden!
Es lohnt sich, bei allen Aktivitäten und Beauftragungen rechtssicher die Standards des BFSG einzufordern. Dafür sollte in Ausschreibungen schon die Kompetenz der Agentur und entsprechende Referenzen abgefragt werden.
Auch empfiehlt es sich zu vereinbaren, dass die Agentur die barrierefreiheit Prozessbegleitend sicherstellt und selber überprüfen lässt. So ist am Ende eine Abnahme mit einem positiven Testergebnis möglich. (Es kauft auch niemand ein Auto ohne TÜV und erklärt dem Hersteller später eventuelle Mängel und streitet sich um Nachbesserungen.)
-
4. Erklärung zur Barrierefreiheit als hilfreiches Tool einsetzen!
Die Erklärung zur Barrierefreiheit muss im Footer verlinkt werden und hat mehrere Funktionen. Sie gibt einen Überblick über die Zugänglichkeit der Seite und listet noch bestehende Probleme auf. Diese Auflistung sollte als individueller und verbindlich formulierter Fahrplan für die Optimierung der Seite genutzt werden.
Die vorgeschriebene Kontaktmöglichkeit bietet die positive Chance, aktiv den Nutzerinnen zu helfen und damit konkrete Anwendungsprobleme zu lösen. Gleichzeitig können so noch nicht identifizierte Fehler gesammelt werden.
-
5. Texte, Menüs und Buttons gut leserlich gestalten!
Damit Schrift im digitalen Raum gut lesbar ist sollten auf die Auswahl der Font, die Typografische Umsetzung, insbesonderen die Schriftgrößen und besonders die Kontrast von Text und Hintergrund geachtet werden.
Damit es eine große gestalterische Freiheit gibt, empfiehlt sich das Tool www.leserlich.info vom Deutschen Blindenverband. Hier können alle Farben miteinander kombiniert und kontrolliert werden, am besten schon von der Agentur bevor bei Kunden präsentiert wird.
-
6. ALT-Text konsequent einsetzen!
Damit die Sprachausgabe keine Dateinamen wie “hauptseite_bild_7jh34iffu834.jpg” vorliest, müssen kurze aber aussagekräftige Texte verfasst werden. 120 Zeichen reichen und es geht nur darum einen aussagekräftigen Eindruck zu erhalten. Inhaltlich relevante Bilder, die auch für sehende Menschen von Interesse sind, gehören in den Text der Seite. Wenn ein Bild rein dekorativ ist, kann es als ARTIFACT ausgezeichnet werden.
Idealerweise kann im Contenmanagmentsystem (CMS) kein Bild ohne ALT-Text eingebunden werden, damit sind klare Produktionsabläufe sichergestellt.
-
7. Diversität in Bildern sichtbar machen!
Bildwelten können divers angelegt werden, so dass Vielfalt mitgedacht und positiv dargestellt wird, ohne zu polarisieren. Diversitätssensible Illustrationen heben inklusive Lösungen hervor und ermöglichen die Darstellung von Gleichzeitigkeiten und Miteinander, ohne Behinderung oder Einschränkungen in den zentralen Fokus zu nehmen.
Art Direktion und Grafikdesign: Lena Lambertz / STUDIO HUMAN
-
8. LEICHTE SPRACHE konsequent einsetzen!
Damit die Sprachausgabe keine Dateinamen wie “hauptseite_bild_7jh34iffu834.jpg” vorliest, müssen kurze aber aussagekräftige Texte verfasst werden. 120 Zeichen reichen und es soll nicht mehr sein, um einen Eindruck zu erhalten. Alle anderen Informationen zum Bild gehören für sehende und nichtsehende in den Text der Seite. Wenn ein Bild rein dekorativ ist, kann es als ARTIFACT ausgezeichnet werden.
Idealerweise kann im CMS kein Bild ohne ALT-Text eingebunden werden, dann gibt es sichere Produktionsabläufe.
-
9. Filme mit Gebärdensprache attraktiv gestalten!
Filme in Gebärdensprache (DGS) machen es gebärdenden Menschen viel einfacher Inhalte zu verstehen. Aber diese Filme müssen nicht lieblos gestaltete Standardprodukt sein. Natürlich können Sie im Corporate Design des Unternehmens gestaltet sein und eine positive Erzählung bieten. Wenn die DGS-Darsteller vor bereitgestellten Hintergrundbilder gebärden, ist die Produktion besonders einfach und kostengünstig zu realisieren.
Beispiele wie DGS-Filme im Design für Alle produziert werden können
-
10. Alle Funktionen von Indesign für barrierefreie PDFs nutzen!
Wenn im Layoutprogramm Indesign bereits von Anfang an mitgedacht wird, lassen sich Lesereihenfolge, Rollen und Tags sowie ALT-Texte schon hier definieren und integrieren. So lassen sich visuell hochwertig gestaltete Lösungen später direkt als barrierefrei zugängliches PDF exportieren.